Kris Heuchel ist examinierter Altenpfleger und Wundmanager beim Ambulanten Pflege- und Betreuungsdienst des DRK-Kreisverbandes Mannheim in Weinheim. Im Interview spricht er über seine Arbeit in Zeiten von Corona.
Inwiefern hat sich Dein Arbeitsablauf in Zeiten der Corona-Krise verändert und wie reagieren Patienten und Angehörige auf Dich?
Kris Heuchel: „Viele, die jetzt nicht arbeiten gehen, versuchen ihre Angehörigen möglichst selbst zu pflegen. Dennoch brauchen sie unsere tatkräftige Unterstützung, vor allem bei der medizinischen Behandlungspflege. Somit treffen wir oft auf Patienten und Angehörige, die sich immer freuen uns zu sehen und sehr dankbar sind. Wir versuchen uns dann natürlich möglichst Zeit für beide zu nehmen – wir haben also jede Menge zu tun.Und da wir im Moment keine Sicherungsbesuche und keine persönlichen Beratungen im häuslichem Umfeld durchführen, wird das dann alles nach der Corona-Krise auf einmal über uns kommen - aber auch das schaffen wir gemeinsam."
Hast Du Deine Art des sozialen Umgangs mit dem Patienten verändert?
Kris Heuchel: „Es hat keiner Panik, aber die Leute machen sich Sorgen, Gedanken und haben teils Angst. Natürlich gehen wir auf die Fragen und Ängste ein, aber wir versuchen auch ganz bewusst andere positive Gesprächsthemen anzusprechen. Der Kontakt und ein bisschen Ablenkung durch uns tut den meisten ganz gut."
Kannst Du Dich denn selbst gut schützen?
Kris Heuchel: „Ich achte das ganze Jahr auf die Hygieneregeln, auch vor der Corona-Krise. Besonders die Handhygiene ist wichtig, da es immer eine Ansteckungsgefahr gibt. Unsere Patienten sind ja genau die Risikogruppe. Unser Arbeitgeber stellt uns alle notwendigen Informationen und auch die notwendige Schutzausrüstungen zur Verfügung, z.B. Händedesinfektionsmittel, Schutzmasken und so weiter."
Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, den Beruf sein zu lassen?
Kris Heuchel: „Nein, weil ich ja helfen möchte, dass die Patienten sich weiterhin wohlfühlen und zufrieden sind. Das ist ja einer der Gründe, warum ich diesen Beruf gewählt habe."
Wie ist die Stimmung in Deiner Familie? Hat diese Verständnis dafür, dass Du weiterhin arbeitest?
Kris Heuchel: „Wir befinden uns in einer Situation, die nur die wenigsten je erlebt haben. Zurzeit kommuniziere ich viel über das Telefon, Online oder über Briefe mit meiner Familie und Freunden. Bisher hat zu mir noch niemand gesagt, dass ich doch besser zu Hause bleiben sollte. Alle wissen ja, dass uns die Patienten gerade jetzt brauchen."
Wie ist die Stimmung in Eurem Team?
Kris Heuchel: „Es gab zum Glück keinen Corona-Fall in unserem Team. Die Stimmung ist weiterhin sehr gut. Natürlich unterhalten wir uns als Kollegen, tauschen uns aus und machen uns viele Gedanken über die schwierige Situation. Aber ich finde es toll, dass wir im Team alle gleich denken und wollen, dass die Patienten weiterhing gut versorgt sind und so wenig Aufregung wie möglich erfahren."
Was wünscht Du Dir besonders für die Zeit während oder nach dann der Pandemie?
Kris Heuchel: „Ich hoffe, dass sich alle Menschen so lange es nötig ist an die präventiven Schutzmaßnahmen halten und wir diese Krise gemeinsam überstehen. Dann wäre es auch schön, wenn die gegenseitige Unterstützung weiterhin erfolgt. Ich würde mir wünschen, dass der Pflegeberuf endlich mehr Anerkennung bekommt. Vielleicht ist die Krise der Beginn eines Umdenkens seitens der Politik und der Menschen allgemein."
( Stand des Interviews: 08. April 2020 )