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Vorurteilen entgegenwirken

Die Vernissage lockte zahlreiche Besucher an. Die Ausstellung „Blicke nach vorn“ beschäftigt sich mit dem Ankommen von Flüchtlingen in Deutschland.

DRK eröffnet Wanderausstellung „BLICKE NACH VORN“ im Rathaus Ilvesheim

Orientalische Klänge empfingen die Gäste der Vernissage zur Ausstellung „Blicke nach vorn“ im Rathaus in Ilvesheim. Bis Donnerstag, 26. Juli, ist es noch möglich, sich die Bilder des Künstlerehepaares Birgit und Roger Schäfer anzusehen. Im Auftrag des DRK-Kreisverbandes Mannheim fotografierten sie im Zeitraum von Februar bis April 2016 Flüchtlinge in der bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung Benjamin Franklin Village in Mannheim.
„Uns war es wichtig, dass die Leute immer wissen, sie müssen nicht fotografiert werden“, erklärte Birgit Schäfer. Sie und ihr Mann hätten dem Projekt zugestimmt, um Vorurteilen der Bevölkerung entgegen zu wirken. Die 25 Bilder, die das Paar auswählte, sollen einen Prozess widerspiegeln. Alle sind in schwarz-weiß gehalten und zeigen junge, wie alte Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland. Große Gruppen von verängstigten Menschen, die auf ihre Aufnahme warten, verändern sich mit der Zeit. Es entstehen positivere Aufnahmen und eine andere Grundeinstellung, unter anderem werden auch einzelne Schicksale beleuchtet, wie lachende Kinder beim Spielen.
Bürgermeister Andreas Metz und Andreas Schmitt, zweiter Stellvertreter des DRK-Präsidenten, begrüßten die zahlreichen Gäste. „Diese Ausstellung ist mir wichtig, da das Thema häufig nur mit einem negativen Beigeschmack betrachtet wird“, erklärte Metz in seiner Ansprache. Besonders die Entwicklung der abgelichteten Menschen habe ihm gefallen. Nur mit vielen Helfern, die sich Tag und Nacht eingesetzt hätten, sei diese Aufgabe zu bewältigen gewesen. Eine dieser Engagierten war Christiane Springer, Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes Mannheim. „Ich habe das erste halbe Jahr in der Ersteinrichtung gelebt“, beschrieb sie. Lediglich zum Essen und Schlafen sei Springer heimgegangen. „Ursprünglich waren 1000 Flüchtlinge geplant, am Ende hatten wir 10 000 Menschen da“, führte sie weiter aus. Die Versorgung dieser sei nur möglich gewesen, da man so viele Ehrenamtliche vor Ort hatte. Mit dem Fotoprojekt habe man einen Blick hinter die Kulissen der Einrichtung und in die Arbeit des DRK gewähren wollen. Für Springer sei diese Zeit sehr prägend gewesen. „Wir waren alle eins, mit einem Ziel – helfen, wo man kann.“
Auch Katharina Schütt, Integrationsmanagerin der Gemeinde, arbeitete in der Benjamin Franklin Village. Zur Veranstaltung war sie mit Haitham Alabdallh, einem geflüchteten Syrer, gekommen. „Meine Heimat ist zu 85 Prozent kaputt“, erklärte er in einer kurzen Ansprache und fügte hinzu: „Deutschland ist meine neue Heimat.“

„Es muss etwas getan werden“
Ein Aufruf an der Uni habe Schütt dazu bewegt, in der Erstaufnahmestelle anzufangen. „Ich dachte: Es muss etwas getan werden“, erklärt die junge Frau. Mit der Zeit habe sie immer mehr Aufgaben übernommen und nach ihrem Studium die Stelle als Ehrenamtskoordinatorin übernommen. Seit diesem Jahr arbeitet sie als Integrationsmanagerin im Rathaus. „Ich sehe, dass noch einiges an Unterstützung benötigt wird“, erzählte Schütt. Es würden auch Leute zu ihr kommen, die schon länger in Deutschland seien, aber nicht hinreichend betreut wurden. „Man merkt, wie viel vorher auch liegen gelassen wurde“, erläuterte Schütt. Autor: Viktoria Szabados © Mannheimer Morgen, Samstag, 14.07.2018