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Rotes Kreuz fordert mehr Vorbereitung auf Krisen

Eine überraschende Spende und nachdenkliche Worte zum Klimawandel gab es beim Neujahrsempfang des Deutschen Roten Kreuzes. Einen besonderen Auftritt hatten dabei Hunde.

Es ist längst älter als einige der ehrenamtlichen Einsatzkräfte, die damit fahren. Es gibt kaum noch Ersatzteile und es kommt wohl nicht mehr durch den TÜV: das Einsatzfahrzeug der Hundestaffel des Roten Kreuzes. Aber jetzt gab es für die von Gerd Teynor geleitete Hundestaffel vor dem Neujahrsempfang des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eine Überraschung – nämlich eine große Spende, damit sie Ersatz beschaffen können.

Rettungshundestaffel arbeitet ehrenamtlich - das Geld ist knapp
10 000 Euro übergab Thorsten Riehle, stellvertretender Vorsitzender der Unternehmervereinigung „Mannheimer Runde“, der beim DRK-Hundeweihnachtsmarkt in Feudenheim von den Nöten der Staffel erfahren hatte. „Es soll eine Initialzündung sein, der sich hoffentlich viele anschließen“, erklärte Riehle zu der 10 000-Euro-Spende der Unternehmervereinigung.
Insgesamt kostet das Fahrzeug mit Ausbau und Ausstattung rund 50 000 Euro. Die Spende sei aber „eine unglaubliche Motivation und echte Wertschätzung“, freute sich Teynor, denn die Rettungshundestaffel ist rein ehrenamtlich tätig und bekommt für ihre Suche von Vermissten keine Gelder, etwa von Krankenkassen oder anderen öffentlichen Stellen. Und das gilt nicht nur für die Rettungshundestaffel.
Allein aus Spendengeldern und Eigenmitteln hat der DRK-Kreisverband das Fahrzeug angeschafft, das als Kulisse der Spendenübergabe diente: einen großen Einsatzleitwagen. Der 7,5-Toner wurde früher von der Feuerwehr Kassel genutzt. „Er war komplett veraltet“, so der stellvertretende DRK-Kreisbereitschaftsleiter Dennis Dilger. „Wenn man ihn neu kaufen würde, bräuchte man 500 000 Euro“, aber durch Spenden und sehr viel Eigenarbeit habe man ihn modernisiert und für Digitalfunk ausgestattet. Das Fahrzeug verfügt über drei Funkarbeitsplätze und einen Stabsraum zur Einsatzleitung bei Großveranstaltungen und -lagen.

Klimawandel wird mehr Großschadenslagen auslösen
„So ein Fahrzeug ist einmalig beim DRK in Baden-Württemberg und in Deutschland nur noch drei Mal vorhanden“, hob Tobias Locher, der Präsident des DRK-Kreisverbands hervor. „Aber der Klimawandel wird uns weitere Großschadenslagen bringen – mit erhöhten Anforderungen an den Rettungsdienst“, erklärte Locher.
Ob Flüchtlings-, Ukraine-, Corona- oder Energiekrise, „das DRK ist bei allen Krisen mit dabei“, so Locher, „und versucht, das entstandene Leid zu mildern“. Dabei verstehe sich das Rote Kreuz als Wohlfahrtsverband und als Hilfsorganisation mit haupt- wie ehrenamtlichen Kräften. „Aber wenn wir uns auf bestehenden Strukturen ausruhen, werden wir ein Problem bekommen“, mahnte er, dass das Ehrenamt an seine Grenzen komme.

OB für schärfere Strafen
Wie breit das Rote Kreuz aufgestellt ist, machten DRK-Kreisgeschäftsführerin Christiane Springer und Jürgen Wiesbeck, Landesdirektor der Bereitschaften, deutlich. Springer stellt ausführlich die große Rolle des DRK bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen sowie der Sozialarbeit von Quartiermanagement bis zu Hausnotruf, Tagespflege oder Tafelläden dar.
Wiesbeck hob hervor, dass Krisenbewältigung eine immer größere Rolle für das DRK spielt. „Krisen bedeuten aber auch Chancen, während eine Katastrophe Zerstörung mit sich bringt“, erklärte er zwar, forderte aber klar eine bessere Vorbereitung. Für eine Pandemie habe es zwar schon lange Pläne gegeben, „aber man hat sie nicht ernst genommen“, bedauert er.
Für eine Energiemangellage habe das Rote Kreuz zum Beispiel jetzt allein in Baden-Württemberg für 800 000 Euro Notstromaggregate gekauft und als Lehre aus der Flut im Ahrtal geländegängige Fahrzeuge angeschafft. Es sei aber dringend eine größere staatliche Vorbereitung und eine höhere Bezuschussung der Hilfsorganisationen nötig. „Wir dürfen nicht mehr ignorieren, dass wir uns besser vorbereiten müssen“, warnte er.

Für Unterbringung von Flüchtlingen stehen Sporthallen im Raum
Oberbürgermeister Peter Kurz danke in seinem Grußwort, auch im Namen des Ersten Bürgermeisters Christian Specht und zahlreicher Stadträte, dem Roten Kreuz für seinen Einsatz. Das DRK und alle Hilfsorganisationen seien „ganz entscheidende Partner“ der Stadt, bei der Pandemiebekämpfung ebenso wie bei der Betreuung der Flüchtlinge. Da werde Mannheim im neuen Jahr „an seine Grenzen kommen“ und „auf absehbare Zeit nicht daran vorbeikommen“, auch Sporthallen zu belegen. „Da werden wir ihre Unterstützung brauchen“, wandte sich Kurz an die Helfer.
Zugleich äußerte sich der OB „zutiefst schockiert“ von der Gewalt gegen Einsatzkräfte in der Silvesternacht, „wo Menschen attackiert wurden, die für die Gesellschaft da sind“. Daher sprach er sich für eine Strafverschärfung aus „als Botschaft, dass wir das nicht hinnehmen“, während sich die Politik aber auch mit den tieferen Ursachen beschäftigen müsse.

©Mannheimer Morgen P.W. Ragge