Für Rennaufseher Udo Bizenberger ist das folgende Szenario der blanke Horror: Ein Motorradfahrer verschätzt sich in der Seitenlage, verliert das Gleichgewicht und wird innerhalb weniger Sekunden auf den harten Asphalt geschleudert. Regungslos und verletzt bleibt er liegen. Im Race-Control-Center auf dem Hockenheimring wissen die Experten sofort, was zu tun ist: Der Rennbetrieb wird vorerst eingestellt, Notfallsanitäter rücken aus, um das Unfallopfer zu versorgen.
Doch Vorfälle wie diese sind für die meisten Einsatzgruppen des Deutschen Roten Kreuzes nicht gerade alltäglich. Am Wochenende wurden deshalb 60 Rettungssanitäter auf dem Hockenheimring auf den Ernstfall vorbereitet - in einer achtstündigen Fortbildung des DRK-Kreisverbandes Mannheim. Beim ersten „Traumatag“ des Roten Kreuzes ging es vor allem darum, auf künftige Einsätze - insbesondere auf dem Ring - bestmöglich vorbereitet zu sein. „Wir möchten mit der Fortbildung die Vernetzung der verschiedenen Bereiche innerhalb des DRK-Kreisverbandes Mannheim stärken, aber auch über den Tellerrand hinausblicken“, erklärte der ärztliche Verantwortliche des Rettungsdienstes, Alexander Balschun. „Deshalb haben wir auch Kollegen von der Uniklinik Heidelberg und die Besatzung des Rettungshelikopters Christoph-53 eingeladen.“
Invasive Techniken wichtig
Dass es schnell um Leben und Tod gehen kann, lernten die Teilnehmenden anhand praktischer Übungen und Vorträgen. Als wichtige invasive Handgriffe wurden unter anderem Atemsicherungen wie Kehlkopf- und Luftröhrenschnitte geprobt. Ein Thema war aber auch die Verabreichung bestimmter Medikamente. Bislang durften Behandlungen dieser Art ausschließlich von ärztlichem Personal durchgeführt werden, nun sind allerdings auch Rettungssanitäter im Ernstfall zu solchen Eingriffen befugt.
Der stellvertretende Leiter des Rettungsdienstes, Christoph Bergdolt betonte daher die Wichtigkeit der Fortbildung: „Wir werden jeden Tag mit traumatisierenden Verletzungen konfrontiert. Die Versorgung schwerer Wunden ist ein wichtiges Ausbildungsthema, das alle Dienstgrade gleichermaßen betrifft. Sanitäter dürfen und müssen mehr invasive Techniken beherrschen“.
Dafür sei es wichtig, genau zu wissen, wie und unter welchen Umständen man die Behandlungsmethoden anwenden dürfe.„Wir arbeiten streng nach sogenannten Handlungsempfehlungen“, erklärte Bergdolt. „Bevor wir tätig werden, geht unser Personal innerlich eine Art Checkliste durch. Erst wenn alle Eventualitäten ausgeschlossen sind, wenden wir invasive Therapien an“, so der ärztliche Verantwortliche.
Schwerer Unfall am „Traumatag“
Wie entscheidend die medizinische Infrastruktur bei Rennunfällen sein kann, erlebten ...
Den ganzen Artikel und mehr Eindrücke / Fotos unter: © Mannheimer Morgen ( J. Roth )