Ein Arbeitstag auf der Rettungswache ist für die DRK-Einsatzkräfte immer eine Überraschung und es ist kaum möglich vorab zu planen, welche Aufgaben anstehen. So weiß auch die FSJlerin Pauline F. nie, was sie erwartet, wenn sie über die Schwelle der Lagerstraße 5 tritt und sich auf acht Stunden im Einsatz vorbereitet. Nur eines ist sicher: langweilig wird es nicht. Denn in jedem Fall müssen Patient/innen abgeholt, umgebettet, versorgt und sicher transportiert werden.
Pauline hat ihr FSJ im Krankentransport des DRK-Kreisverbands Mannheim im September 2017 begonnen. Bevor sie im Krankentransportwagen (KTW) mitfahren durfte, musste sie eine Ausbildung zur Rettungshelferin absolvieren. Deshalb begann das Jahr für Pauline mit einem Monat Theorie in der Schule und einem anschließenden zweiwöchigen Praktikum auf dem Rettungswagen (RTW). Da sie den KTW nun auch selbst fahren darf, sind der Besitz einer Fahrerlaubnis der Klasse B und ein Mindestalter von 18 Jahren wichtige Voraussetzungen für die Absolvierung eines FSJ im Krankentransport.
Vorbereitung
Für die FSJlerin beginnt der Arbeitstag je nach Schicht um 07:00, 08:00, 10:00 oder 15:00 Uhr. 15 bis 20 Minuten vor Arbeitsbeginn finden sich die Kolleg/innen auf der Wache ein, um die Arbeitskleidung anzulegen. Mit dabei ist auch Kai D., ihr Partner mit dem sie heute unterwegs sein wird. Als erstes steht dann ein genauer Check des Krankentransportwagens (KTW) an. Um die bestmögliche Versorgung der Patient/innen zu gewährleisten und auch für unvorhergesehene Fälle gewappnet zu sein, ist es unabdinglich alle Materialien auf Vollständigkeit zu überprüfen. Erst wenn alles an seinem Platz ist, kann die Fahrt losgehen.
Der erste Einsatz lässt nicht lange auf sich warten
Nun wird der Leitstelle die Einsatzbereitschaft durchgegeben und schon gibt es den ersten Auftrag - heute meldet die Leitstelle einen Transport zur Verlegung einer Patientin aus einem Mannheimer Krankenhaus in eine andere Klinik. Sofort machen sich Pauline und ihr Partner Kai auf den Weg. Nachdem die Patientin in ihrem Zimmer abgeholt und auf die Trage umgebettet wurde, wird diese in den KTW geschoben. Während sich Kai nach hinten auf einen Stuhl neben der Trage setzt und sich um die Patientin kümmert, nimmt Pauline ihren Platz auf dem Fahrersitz ein. Sie fährt extra vorsichtig und mit Bedacht, um unnötiges Ruckeln zu vermeiden. So ist die Fahrt auch für die Patientin angenehm und sie kommt sicher in der Klinik an.
Nachdem die Patientin an den zuständigen Arzt übergeben ist, geht es zurück nach Mannheim. Bereits auf dem Weg dorthin meldet sich die Leitstelle mit dem nächsten Einsatz: ein Patient muss zuhause abgeholt werden, da sein Arzt aufgrund starker Schmerzen einen Transport ins Krankenhaus verordnet hat. Hier finden Pauline und Kai einen Patienten vor, der noch laufen kann und ein aufwändiger Transport die Treppe hinunter ist nicht nötig. Oft kommen die Sanitäter/innen in solchen Situationen an ihre Grenzen und müssen zur Unterstützung beim Tragen weitere Einsatzkräfte anfordern. Dieser Patient kann ohne weitere Probleme transportiert und im Krankenhaus übergeben werden. Anschließend reinigt und desinfiziert Pauline wie nach jedem Transport die benutzten Flächen. Dann wird der Krankenwagen wieder frei gemeldet und die Leitstelle erkennt, dass sich das Team nun einsatzbereit am Krankenhaus befindet. Um Leerfahrten und unnötige Fahrten zu vermeiden, kann nun direkt ein Patient, der einen Transport von diesem Krankenhaus aus benötigt, dem KTW zugeteilt werden. Dieser wird aus dem Krankenhaus entlassen, benötigt aber Sauerstoff, weshalb eine medizinische Betreuung auf dem Weg erforderlich ist. Kurze Wege sind für das Helferteam hier nicht garantiert: Auch Patient/innen, die weit entfernt wohnen, werden von Pauline und Kai sicher nach Hause gebracht und so sind Fahrten durch ganz Deutschland möglich. Dieser Patient hat aber nur eine 30-minütige Fahrt vor sich und freut sich, schnell wieder bei seiner Familie zu sein.
Teamwork und soziale Kompetenz sind gefragt
Besonders die Arbeit mit den Menschen macht Pauline an ihrem FSJ Spaß. "Ich finde es toll, dass man so viele verschiedene Menschen kennenlernt, mit denen man sonst nie in Kontakt kommen würde", sagt sie. Die soziale Kompetenz sieht sie deshalb auch als eine der wichtigsten Eigenschaften in diesem Job. Außerdem sollte ein gewisses Interesse für den medizinischen Bereich vorhanden sein und "man muss hart im Nehmen sein", denn man kommt oft in Situationen, auf die man sich nicht vorbereiten kann. Pauline erinnert sich noch an einen Fall, bei dem die Patientin auf dem Weg zum Notfall wurde. Sie selbst ist gefahren und musste auf die veränderte Situation und die Informationen durch ihren Partner reagieren. In so einem Fall wird das Blaulicht aktiviert und ein RTW sowie ein Notarzt angefordert, so dass ein Wechsel des / der Patient/in auf den Rettungswagen stattfinden kann, wo mehr Equipment zur Verfügung steht. Alle Beteiligten müssen hier umso mehr einen kühlen Kopf bewahren, bedacht handeln und sich gut abstimmen. Deshalb ist die Zusammenarbeit im Team so wichtig. "Nur, wenn man sich aufeinander verlassen kann, kann man auch schwierige Aufgaben gemeinsam meistern", meint Pauline.
DRK ermöglicht zusätzliche Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/in
Wenn Pauline ihr FSJ im August beendet, hat sie in diesem Jahr nicht nur einiges über sich selbst und die Arbeit auf der Rettungswache gelernt, sondern verfügt zusätzlich auch über eine abgeschlossene Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Die Ausbildung wird im Rahmen des FSJ vom DRK Mannheim finanziert und bietet so jungen Menschen eine lukrative Möglichkeit, nach ihrem FSJ weiterhin im Rettungsdienst tätig zu sein. So wird Pauline durch das DRK einiges mit auf den Weg gegeben und vielleicht entscheidet sie sich wie viele andere dafür, den Rettungsdienst auch weiterhin als Aushilfe oder sogar in Vollzeit zu unterstützen.