Nach „nicht immer einfachen, aber definitiv schönen, spannenden und erfüllenden Jahren“, wie er sagte, wollte der 1965 geborene Weinheimer Rechtsanwalt nicht erneut für eine vierjährige Amtszeit antreten. „Es ist nicht einfach, loszulassen“, gestand er, denn das DRK habe seinen Alltag lange geprägt. Doch der Kreisverband, lange das „Sorgenkind im Landesverband“, wie er einräumte, sei nun „gut aufgestellt“ und es sei jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel, so Berner, der vor 16 Jahren die Nachfolge des früheren Schriesheimer Bürgermeisters Peter Riehl angetreten hatte.
Mit der Stadt Mannheim, so Berner, sei das Verhältnis des DRK „nicht immer ganz ungetrübt“ und „nicht ohne Ressentiments“ gewesen – doch Berner verstand es, das zu glätten. Umso mehr freute sich der bisherige Präsident, dass zu seinem Abschied Erster Bürgermeister Christian Specht gekommen war. Der erinnerte daran, dass insbesondere die Gründung einer eigenen Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst durch Stadt und DRK „keine einfache Geburt“ gewesen sei. Specht bescheinigte Berner aber eine „Wahnsinnsleistung im Ehrenamt“ und würdigte den herausragenden Einsatz in der Flüchtlingskrise 2015, als das Roten Kreuz binnen kurzer Zeit den Betrieb der großen Unterkunft auf dem Franklin-Gelände übernahm, sowie aller Hilfsorganisationen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie durch die Mitarbeit im Impfzentrum oder den Einsatz nach der Flut im Ahrtal.
„Gerade in solchen Krisen wird deutlich, wie wichtig der Bevölkerungsschutz ist und dass sich die Bürger auf die Hilfsorganisationen verlassen können“, dankte Specht: „Das Ehrenamt leistet da mehr als der Staat je leisten kann“, so der Erste Bürgermeister. Jürgen Wiesbeck würdigte in einem Grußwort für den DRK-Landesverband das große persönliche Engagement von Berner und das Mannheimer DRK als „Kreisverband voller Innovationen“.
Neue Geschäftsfelder
Tatsächlich machte Berner in seinem Rechenschaftsbericht deutlich, dass das DRK weit mehr als nur im Rettungs- und Sanitätsdienst tätig ist. Der Kreisverband habe vielmehr „neue Geschäftsfelder angepackt und entwickelt“, neben der Integration von Flüchtlingen sind das etwa das Angebot einer Schutzwohnung für bis zu drei Frauen und sechs Kinder. „Daran besteht leider erheblicher Bedarf“,verwies Berner auf steigende häusliche Gewalt. Das gelte ebenso für die Unterkunft für Wohnungslose, die das DRK neuerdings in Hockenheim anbietet.
Zudem betreibt das DRK Quartiermanagement, Hausnotruf, Tagespflege sowie Tafelläden und Kleiderstuben. Der ambulante Pflege- und Betreuungsdienst wurde indes, da nicht rentabel, geschlossen. Dagegen ist eine Erweiterung der Mannheimer Akademie für Sozialberufe in E 1 geplant, kündigte er an. „Die Aufgaben werden uns nicht ausgehen, es bleibt spannend“, wünschte Berner dem neuem Präsidium „das richtige Händchen“.
Zum Nachfolger wurde der bisherige Vizepräsident Tobias Locher gewählt, der in der EDV der Schwarz-Gruppe (Lidl/Kaufland) arbeitet und aus Heddesheim stammt. Er bezeichnete sich als „Urgewächs“ des DRK, seit dem 14. Lebensjahr im Jugendrotkreuz, lange Kreis- und stellvertretender Landesjugendleiter sowie im Rettungs- und Sanitätsdienst tätig. Neuer Vizepräsident wurde Ingo Jakschies, der früher in der DRK-Bereitschaft Mannheim-Stadt aktiv war und jetzt Inhaber einer Firma für Projektentwicklung im Gesundheitswesen ist. Allein dass er zuletzt lange nur passives Mitglied war, führte aber schon zu kritischen Nachfragen der Basis.
Er bleibt einziger Vize, denn gar keine Chance hatte Chris Rihm. Der Stadtrat der Grünen erhielt, obwohl vom alten Präsidium für den ausscheidenden Andreas Schmitt vorgeschlagen, nur 19 von 124 Delegiertenstimmen bei 15 Enthaltungen.
Dabei ging es nicht nur darum, dass der Rettungsassistent und langjährige stellvertretende Vorsitzenden des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) aus Sicht vieler Vertreter der DRK-Ortsvereine zu wenig DRK-„Stallgeruch“ hat. Ihm wurde auch vorgehalten, dass er in Wahlkämpfen auf seine Rettungsdienst-Tätigkeit verwiesen und nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs Strafanzeige gegen Russlands Staatschef Putin erstattet habe. Das Rote Kreuz sei aber in bewaffneten Konflikten stets strikt neutral, daher sei so etwas „nicht vereinbar“ mit einem Amt im Roten Kreuz. „Mir war klar, dass es Bedenken gibt – es war nur ein Angebot“, nahm Rihm die Niederlage „ganz tiefenentspannt“ an.
Wiedergewählt wurde Justiziar Alexander Reinhold, das vakante Schatzmeisteramt übernahm Günther Seyfferle, der zuletzt oft kritische Fragen zu den Finanzen stellte. 2021 machte der DRK-Kreisverband über 100 000 Euro Minus – weniger als im Vorjahr, aber Grund genug, dass Teile des Präsidiums bei der Versammlung die Genehmigung für eine Sonderprüfung beantragten.
© Peter W. Ragge / Mannheimer Morgen
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