Es ist Freitag, der 30. Juni um 9:30 Uhr und einige Bewohner/innen sind bereits da - eine halbe Stunde zu früh. Das Warten nehmen Sie aber gerne in Kauf, um sich die vermutlich besten Plätze und damit die ersten Lose zu sichern. Gerne stellen sich die Männer und Frauen geduldig in eine Schlange und warten darauf bis die Tür endlich geöffnet wird. Drinnen werden die letzten Vorbereitungen getroffen: Anträge werden gestapelt, Schlösser bereit gelegt, Abläufe und Szenarien durchgesprochen. Es ist keine neue Situation, jedoch gibt es immer noch Kleinigkeiten zu verbessern. Draußen herrscht mittlerweile ein großer Andrang. Zu groß und dem Team wird klar, dass wieder nicht jede/r mit dem Erhofften nach Hause gehen kann.
Es ist die neunte Fahrradverlosung durch die Fahrradwerkstatt auf dem Gelände der bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle Benjamin Franklin Village (BEA) in Mannheim-Käfertal. Sie ist eine Kooperation zwischen dem DRK-KV Mannheims e.V. und dem Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V. Zehn voll ausgestattete und verkehrstüchtige Fahrräder warten auf einen neuen Besitzerin oder einer neuen Besitzerin. Dabei handelt es sich um gespendete Räder von Privatpersonen. Nach ihrer Registrierung werden die Räder in der Fahrradwerkstatt auf dem Gelände der BEA je nach Zustand von geschulten Ehrenamtlichen ertüchtigt oder ihre Einzelteile zur Instandsetzung anderer Fahrräder genutzt.
Endlich ist es 10 Uhr. Die Tür geht auf und Katharina Schütt vom DRK und Klaus Metzger-Beck vom FK Asyl treten mit einer Dose Lose in der Hand vor die wartende Menschenschlange. Es gibt heute zehn Nummern für zehn Räder. Der Reihe nach darf gezogen werden und natürlich gibt es strahlende wie auch enttäuschte Gesichter. Das strahlende Gesicht mit der Nummer 1 hat besonders viel Glück gehabt, da es nun nach drinnen gehen und als erstes wählen darf. Die Mitarbeiter/innen beraten bei der Auswahl und achten darauf, dass das Rad auch zu der Person passt. Dann darf die erste Testfahrt gemacht werden.
"Wir lassen alle Leute einen Vertrag unterschreiben und verlangen zehn Euro als Pfand", erklärt Manuel Tielker vom DRK. "So können wir sicherstellen, dass jede/r nur ein Fahrrad erhält. Das Pfand bekommen die Leute wieder zurück, wenn sie transferiert werden und ihr Rad nicht mitnehmen können. Dann können wir ihr Rad an neue Bewohner/innen weiter verleihen." Falls das Fahrrad zwischendurch kaputt gehen sollte, können die Bewohner/innen auch zur wöchentlich geöffneten Werkstatt gehen, wo sie es mit Unterstützung von Ehrenamtlichen selbst reparieren. "Die Werkstatt und die Verlosung sind bei den Bewohner/innen sehr gefragt", erklärt Schütt. "Wenn wir mehr Ehrenamtliche hätten, könnten wir noch mehr Fahrräder verlosen. 100 Stück in einem Jahr ist ja aber schon ganz gut!"
Es ist 10:30 Uhr. Die Nummern sechs bis zehn warten noch darauf ihr Fahrrad in Empfang nehmen zu dürfen. Alle anderen und auch die Kinder, für die heute keine Räder dabei waren, können ihr Glück in sechs Wochen bei der nächsten Verlosung versuchen. Alle anderen haben heute zusätzlich die Möglichkeit in einem Fahrradparkour des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs e.V. (ADFC) ihr fahrerisches Können zu testen und zu verbessern.
Bei Fragen zur Fahrradwerkstatt oder zur ehrenamtlichen Tätigkeit auf der BEA wenden Sie sich bitte an: Katharina Schütt
Tel.: 0621 3218174
Katharina.Schuett@DRK-Mannheim.de