Wer bist Du, und was machst Du?
Mein Name ist Kevin Stiller, ich bin 21 Jahre alt und seit 2009 beim Jugendrotkreuz, wo ich auch relativ schnell die Jugendgruppenleitung übernommen habe. Seit ich 18 Jahre alt bin, bin ich zudem im Katastrophenschutz im Rahmen von Sanitätsdiensten und Bereitschaften aktiv. Nach meiner Tätigkeit im Jugendkreisausschuss habe ich mich bei der Notfalldarstellung engagiert, die vorher eigentlich kaum aktiv war. Die Abteilung habe ich dann mit aufgebaut. Aktuell befinde ich mich zudem im dritten Jahr der Notfallsanitäterausbildung.
Was magst Du an Deiner Tätigkeit?
Mir hat das Schminken und die Darstellung von Notfällen immer sehr viel Spaß bereitet. Das Team, mit dem man auch mal ein ganzes Wochenende verbringt, ist extrem cool! Man kommt auch viel rum, denn wir arbeiten in ganz Baden-Württemberg und zum Teil sogar über die Landesgrenzen hinaus. Es ist toll, anderen bei der Fortbildung mit möglichst realistischen Wunden und Einsätzen zu helfen. Aus Sicht der Leitung ist es auch ganz schön, objektiv in Zahlen messen zu können, wie viele Einsatzstunden wir gestemmt und welche Projekte wir gemeinsam entwickelt haben.
Und was sind die Herausforderungen?
Auf jeden Fall neue Mitglieder zu werben, sie zu halten und dann auch noch zufrieden zu stimmen! Auch die Personalakquise z.B. für Großübungen ist oft schwierig. Und selbstverständlich steht man auch manchmal vor der Herausforderung, den anderen Organisationen oder einfach nur den Kollegen zeigen zu wollen, dass wir mehr können als nur „Wunden aufzukleben“, denn wir versuchen immer, die Übungen auch pädagogisch wertvoll zu planen.
Warum ist die Notdarstellung denn so wichtig?
Weil das, was man in der Ausbildung beim Rettungsdienst und Katastrophenschutz nicht lernt, das praktische Arbeiten an verschiedenen Patienten ist. Jede Situation und jeder Einsatz ist von Grund auf anders. Mit der Notfalldarstellung kann man das zumindest teilweise simulieren. Wenn die Mimen gut schauspielern und auch entsprechend geschminkt sind, kommt das einem realen Einsatzgeschehen schon sehr nahe. Mit der Notfalldarstellung kann man einen Rahmen bieten, aus Fehlern zu lernen.
Warum ist es so schwierig, Nachwuchskräfte zu finden?
Die Anforderungen in der Schule haben sich in den letzten Jahren verändert, was sicherlich dazu beiträgt, dass weniger Zeit für ein ehrenamtliches Engagement bleibt. Auch wollen sich viele Helfer nicht fest an ein Ehrenamt binden, sondern nur projektbezogen helfen.
Wie könnte man das ehrenamtliche Engagement attraktiver gestalten?
Wir müssten viel mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten. Ich glaube, es gibt nur Wenige, die wissen, was Notfalldarstellung überhaupt ist. Und die Strukturen der Hilfsorganisationen sind gerade für die Nachwuchsförderung im Ehrenamt sehr in die Jahre gekommen. Diese müsste man attraktiver und flexibler gestalten. Bei uns kann aber prinzipiell jeder mitmachen. Wir achten nur sehr auf die rechtlichen Rahmenbedingungen wie z.B. das Jugendschutzgesetz. Außerdem sollten die Darsteller auch einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben, um zumindest ein Grundverständnis für die Notfallrettung zu haben. Aber wir haben für fast jeden, der sich engagieren möchte, einen Platz frei – Aufgaben gibt es genug.
Was hast Du in der Zukunft noch vor?
Eine Leitungsposition auf Kreisebene strebe ich nicht an, da ich lieber in direktem Kontakt zu den Menschen stehe. Ich möchte die Notfalldarstellung aber noch etwas weiterbringen, quasi auf ein höheres Level. Und ich möchte gerne mehr in die Entwicklung einer Übung und in die nachträgliche Auswertung eingebunden werden – ohne nur zu hören „Schmink mal die Mimen“. Denn die Notfalldarstellung ist viel mehr als das!