Am Freitag, den 3. März trafen sich um 7:30 Uhr fünf Mitglieder des Extrication-Teams auf dem Gelände des Hockenheimrings. Nach einer kurzen Absprache mit dem Standortleiter Thomas Nies wurde ein Mannschaftstransportwagen des DRK-Kreisverbandes Mannheim mit dem benötigten Material sowie der persönlichen Schutzausrüstung und Kleidung für das Wochenende beladen. Gegen 8:00 Uhr startete der Bus in Richtung Sachsen-Anhalt. Nach einer rund viereinhalbstündigen Fahrt erreichte das Team die Motorsportarena Oschersleben. Nach einem schnellen Einchecken auf den Zimmern ging es zum gemeinsamen Mittagessen, wo bereits einer unserer Ärzte auf die Teilnehmer wartete. Frisch gestärkt begann ab 14:00 Uhr die theoretische Unterweisung. Ebenfalls vor Ort waren weitere Mannschaften aus Oschersleben, Buxtehude sowie ein Team aus Zandvoort und zwei aus Assen. Etwa zu dieser Zeit stieß auch der zweite Notarzt der Hockenheimer Mannschaft dazu, welcher direkt von seiner Schicht aus der Klinik zur Fortbildung kam. Es wurden von verschiedenen Experten Neuerungen im Motorsport vorgestellt sowie mit verstärktem Fokus auf die möglichen Gefahren bei einem Unfall eines der zunehmenden alternativ angetriebenen Fahrzeuge eingegangen. Als Dozenten waren neben erfahrenen Extrikateuren und Notärzten unter anderem auch ein Katastrophen-Manager und ein Tornadopilot der Bundeswehr, der sich auf die Analyse von Hochgeschwindigkeitstraumata und deren realistische Notfalldarstellung spezialisiert hatte, anwesend. Weitere Lerninhalte waren die internationalen Entwicklungen und Ausbildungen der Notfallversorgung an der Rennstrecke und der Verantwortungsbereich der Medizin aus der Sicht eines Race Directors. Zum Abschluss des Tages ging es zum näheren Kennlernen der anderen Teilnehmer und dem geselligen Erfahrungsaustausch an die Hotelbar.
Samstag, 4. März
Der zweite Tag begann nach einem kurzen Frühstück in den Boxengaragen der Rennstrecke. Hier standen unterschiedlichste Fahrzeugtypen zum Üben bereit. Vom Rallycar über die GT4 Fahrzeuge bis hin zu Formelchassis mit ihrem Halo-Schutzbügel. Jede Rennklasse wartet mit ihren ganz eigenen Herausforderungen auf, seien es Platzmangel, Überrollkäfige oder spezielle Gurtsysteme. Nach einem Rotationsprinzip wurde an allen Stationen sowohl eine zeitkritische Emergency-Rettung als auch die schnelle aber wirbelsäulenschonende Extrication mithilfe unterschiedlicher Rettungsgeräte eingeübt. Den Abschluss bildete eine Video-Analyse Station. Dazu war ein Rennwagen mit vier Kameras aus unterschiedlichen Blickwinkeln versehen worden, um im Nachhinein die Rettung und Versorgung anhand von Timestamps zu bewerten. Gerade hier zeigte das Hockenheimer Team seine Qualität, da nicht nur die Rettung aus dem Fahrzeug im Vordergrund stand. Eine Verschlechterung des Patientenzustands wurde wegen der engen Kommunikation des Notarztes mit der sprechenden Notfalldarstellungspuppe sofort erkannt und die Rettungsmaßnahme auf eine schnelle Rettung umgeändert. Außerhalb des Fahrzeugs konnte eine adäquate medizinische Versorgung vom kompletten Team sichergestellt werden und die Ursache der Patientenverschlechterung wurde schnell gefunden und passend behandelt. Diese Kompetenz wurde von den auswertenden Experten besonders positiv herausgestellt. Nach dem körperlich anstrengendem Übungstag fand die Truppe aus Hockenheim auch Zeit für einen Saunagang und einen Absacker in der Lounge zum Teambuilding.
Sonntag, 5. März
Am Sonntag standen die Zertifizierungen an. Dazu musste jeweils eine schnelle und eine schonende Rettung aus einem Formelboliden und einem Tourenwagen vorgeführt werden. Diese wurden von einem Prüferkomitee auf Zeit gemessen und anhand von verschiedenen Bewertungskriterien ausführlich analysiert. Das Hockenheimer Extrication-Team hat diese Abnahme erfolgreich bestanden und ist nun bereit die Rennveranstaltungen dieser Saison abzusichern. Als letzter Tagesordnungspunkt stand ein realistisches Szenario mit der DMSB-Staffel auf der tatsächlichen Rennstrecke an. Dort waren zwei Unfallfahrzeuge präpariert worden. Ein Fahrzeug lag auf der Seite und ein Fahrzeug auf dem Dach. Somit war der Zugang zu den Insassen deutlich erschwert. Während eine Mannschaft aus Assen den über Kopf hängenden Fahrer befreite, kümmerte sich das Hockenheimer Team um zwei Verletzte, die sich im anderen Fahrzeug befanden. Diese wurden mit einer so genannten Rettungs-BOA stabilisiert und anschließend gemeinsam mit der Staffel schonend aus der Fahrertür des Autos gehoben. Somit war auch diese Härteprüfung gemeistert. Nach drei intensiven und lehrreichen Fortbildungstagen konnten die Mannschaften ihre Zertifikate und Lizenzen entgegennehmen und wieder zurück in die Heimat fahren.
©Text: Pascal Pöhler I ©Fotos: DMSB