· Pressemitteilung

"Bei einem Notfall habe ich keine Zeit, mit Gaffern zu diskutieren"

Immer wieder behindern Schaulustige die Rettungsarbeiten nach einem Unfall / Rettungsgasse richtig bilden

DRK-Rettungsassistent Uwe Mauch arbeitet seit 41 Jahren in der Notfallrettung. Schon mehrmals haben ihn Herumstehende bei seiner Arbeit behindert: Mit gezückten Handys forderte ihn die Menge auf, zur Seite zu gehen, um besser filmen zu können. Der Sanitäter schildert extrem belastende Situationen.Wer bei einem Unfall verletzt wird, sehnt Menschen wie ihn herbei: Rettungsassistent Uwe Mauch setzt sich tagtäglich belastenden Situationen aus, um nach Unfällen Verletzte zu versorgen, Schmerzen zu lindern, Leben zu retten. "Wer von dem Unfall verschont blieb, realisiert oft nicht, was auf dem Spiel steht" - berichtet Uwe Mauch im Interview mit dem Mannheimer Morgen (Florian Lim ). Herr Mauch, sind Sie schon einmal bei der Notrettung von Gaffern behindert worden? Uwe Mauch: Es kommt leider immer wieder vor, dass sich nach einem Unfall Schaulustige versammeln. Sie helfen nicht, stehen den Rettungskräften im Weg, glotzen, fotografieren, drehen Filme mit ihrem Handy. Was bedeutet das für die Opfer? Mauch: Diese Frage kann sich ja jeder selbst beantworten. Als Patient bin ich hilflos, dann kommen weiße Gestalten und schrauben an mir herum, und dann kommen auch noch Wildfremde und filmen das Ganze? Mir würde es dabei nicht gut gehen. Hat sich die Situation im Laufe ihres Berufslebens verändert? Mauch: Ja, definitiv. Sie ist schlechter geworden. Die Leute kommen ständig mit ihren Rechten, von Pflichten will niemand etwas wissen. Viele behaupten sogar, sie hätten das Recht, an einer Unfallstelle zu filmen. Es gibt dieses Recht nicht. Im Gegenteil: Sie verletzen die Rechte des Unfallopfers. Sie machen sich keine Gedanken darüber, wie es den Verletzten dabei geht. Gaffer forderten mich sogar auf, zur Seite zu gehen, um besser filmen zu können.
Wie fühlen Sie sich als Helfer in so einer Situation?
Mauch: Ich fühle mich beobachtet, kontrolliert. Es gibt verschiedene Standards bei unserer Arbeit und ich muss mir darüber klar werden, welche ich anwende. Ich muss mir auch ein Bild davon machen, wie der Unfall passiert sein könnte, also über den sogenannten Unfallmechanismus, um zu wissen, was wahrscheinlich verletzt ist. Wenn ich dabei abgelenkt werde, hilft das nicht. Im Gegenteil: Das gefährdet ein Menschenleben. Und ich habe in so einer Situation eines absolut nicht: Zeit zu diskutieren.

Ein anderes Thema: Oft werden Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn von Autos aufgehalten, die an einer roten Ampel stehen.
Mauch: Das passiert leider sehr oft. In der Fahrschule wird es entweder nicht gelehrt, oder viele haben vergessen, wie man sich richtig verhält. Viele behaupten, sie dürften bei einer roten Ampel nicht über die Haltelinie fahren. Doch, natürlich, müssen sie sogar, wenn ein Einsatzfahrzeug kommt.

Wie weicht man richtig aus?
Mauch: Die Fahrzeuge auf der linken Spur weichen nach links aus, Fahrzeuge auf alle anderen Spuren nach rechts. Man fährt so zur Seite, dass das Rettungsfahrzeug auch durchkommt. Wenn der Bordstein zu hoch ist, dann fährt man so weit nach vorne, wie es sein muss - vorsichtig, damit kein zweiter Unfall entsteht.