Ganz behutsam schiebt sich das Stäbchen in die Nase von Kursteilnehmerin Elena Suay - bis es plötzlich nicht mehr weiter geht. Ausbilderin Marianne Freund weiß den verzweifelten Blick der Testpartnerin und Autorin dieses Textes direkt zu deuten und springt ein: „Einfach sanft hin und her bewegen, bis das Stäbchen weiter gleitet und ganz hinten angekommen ist“, weist die Kursleiterin an.
Die Rettungssanitäterin weiß aus eigener Erfahrung, wie sich so ein Corona-Schnelltest anfühlt - und wie man ihn fachmännisch richtig durchführt. Schließlich zeigt die 30-Jährige mittlerweile fast täglich Teilnehmenden, wie so ein Abstrich bei anderen gemacht wird. Seit Anfang März bietet nämlich der Mannheimer Kreisverband vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) solche Schulungen etwa für Unternehmen oder Schulen an. Denn die Durchführung eines Nasen-Rachen-Abstrichs ist für Laien kompliziert, es gibt so einiges zu beachten. Was das alles ist, wie man ein Teststäbchen korrekt in die Nase einführt, die Probe analysiert und sich dabei nicht aus Versehen selbst ansteckt, soll man hier lernen. Ein Besuch soll zeigen, wer das Angebot nutzt und wie schwierig es ist, Mitmenschen richtig zu testen.„Wir sind diese Woche fast ausgebucht. Die Nachfrage ist da“, erklärt die DRK-Kursleiterin, die vor dem Kursstart alle Teilnehmer draußen im Hof durchtestet - zur Sicherheit. Angemeldet hat sich an diesem Montagmorgen die Belegschaft eines Tankstellenbetreibers, inklusive Chef und Chefin. „Wir haben viel Kundenkontakt. Ich will, dass sich meine Mitarbeiter sicher fühlen, und das geht auch mit Schnelltests, wenn nötig jeden Tag“, sagt Tankstellen-Chef Thomas Weber, bevor er selbst zum Abstrich unter freiem Himmel gerufen wird. Für manche, wie Diana Garcia ist es sogar der erste Test überhaupt und ein erster Vorgeschmack auf das, was sie gleich im Kurs erwartet. „Ich finde es toll, dass unsere Chefs uns angemeldet haben. Das Wichtigste ist jetzt: testen und impfen“, sagt Garcia.
Weil ihre Probe und die ihrer Kollegen negativ ausfallen, geht es zum Händewaschen und desinfizieren. Zur Begrüßung folgt ein kurzer Exkurs über Hygiene und Maske tragen: Jeden Finger einzeln waschen, Desinfektionsmittel danach einmassieren. „Hygiene ist sehr wichtig. Ringe oder Ketten müssen beim Testen ausbleiben und es muss immer eine neue Maske aufgezogen werden“, ermahnt die Kursleiterin.
Dann müssen alle in ihre Schutzkleidung schlüpfen: Zuerst folgt der grüne Kittel, dann die FFP2-Maske. Für Brillenträgerinnen gibt es ein Visier, der Rest zieht Schutzbrillen und Einweghandschuhe an. Ein Video erklärt noch einmal, auf was es beim Abstrich ankommt, und wie die Probe auf den Test getröpfelt wird. Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest erscheint dann eine Kontrolllinie - und im positiven Fall auch eine Testlinie.
Ruhig bleiben und Weiteratmen
„Jetzt brauche ich ein freiwilliges Testpaar“, verkündet Freund und wird bei Tankestellenchef Weber und seiner Frau Anika fündig. Mit dem Teststäbchen in der Hand hält er vor ihrem Gesicht inne. „Also, nicht bewegen, Mund auflassen ....“, beginnt er zögerlich zu erklären. „...Und Kopf nur ganz leicht nach hinten legen, dabei ruhig weiter Atmen, sich nicht verkrampfen, auch wenn es etwas brennt“, hilft die Kursleiterin weiter. Bevor sich auch die anderen gegenseitig testen, gibt es noch Tipps: Stäbchen kerzengerade in die Nase einführen, bis es an die hintere Rachenwand stößt, sanft hin und her drehen. Zügig wieder rausziehen, dabei bloß nicht die Hand in den Nacken des Getesteten legen - das löse oft Panik aus. „Besser ist es, einfach die Schulter zu tätscheln, das schafft Vertrauen. Man kann beim Abstrich nichts kaputtmachen“, ermutigt Freund die Teilnehmer. Sie rät, mindestens 16 Minuten mit dem Ablesen des Ergebnis zu warten und den Zeitpunkt des Tests zu notieren. Sind alle negativ, kann die Schutzkleidung samt Testmaterial in einer verschnürten Tüte im Hausmüll entsorgt werden.
Was im Betrieb passiert, wenn einen Mitarbeiter positiv ist? „Positive Ergebnisse sind nicht meldepflichtig und müssen mit einem PCR-Test bestätigt werden. Die Betroffenen müssen sich selbst melden. Ein Anruf beim Gesundheitsamt schadet nicht, um rauszufinden, ob man direkt zum Testzentrum fahren sollte“, antwortet Freund. Zum Glück hat beim Test von Elena Suay alles geklappt - jetzt ist sie an der Reihe und man selbst in der Rolle der Getesteten. Gut, dass alles glatt läuft - und sich die 24-Jährige als sehr behutsame Testerin herausstellt.
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© L. Wazulin Mannheimer Morgen , Mittwoch, 30.03.2021